Paranormale Ermittler - Ghosthunter-Team Germany

Das Cecil Hotel - Der Fall Elisa Lam

Die Studentin Elisa L. verschwindet spurlos in einem Hotel in Los Angeles. Wochenlang tappen die Ermittler im Dunkeln, bis ein Hotelangestellter eine grausige Entdeckung macht.

Eigentlich sind die Ermittlungen seit Jahren abgeschlossen. Es gibt sogar einen offiziellen Bericht der Polizei. Nur finden eben viele, dass die offizielle Version so ihre Lücken hat. Das Problem ist aber: Alle anderen Theorien sind nicht viel besser belegbar.

Selbstmord oder Mord? Im Fall der Studentin Elisa L. ist beides unwahrscheinlich. Bei den Ermittlungen ließ sich weder das eine noch das andere so richtig beweisen. Ein vermeintliches Ergebnis gab es nachher trotzdem.

Aber der Reihe nach. Zuerst ist da das Hotel. Es gilt als preiswerte Absteige, aber die Lage ist gut: Im Zentrum von Los Angeles, die große Arena "Staples Center" ist nicht weit, einige Theater sind in der Nähe und auch die China Town der kalifornischen Millionenmetropole ist fußläufig erreichbar. Jahrelang hieß es "Cecil", dann änderte sich der Name. "Stay on Main" nannte es sich dann.

Die 21-jährige Elisa L. ist Anfang des Jahres auf Tour durch den Westen der USA. Die junge Frau kommt aus Kanada, studiert in Vancouver und will Kalifornien mit dem Rucksack erkunden. Unterwegs ist sie mit Zügen und Überlandbussen. So wie es viele junge Leute machen. Elisa L. meldet sich täglich bei ihren Eltern im heimischen Kanada. Am 26. Januar 2013 kommt sie in Los Angeles an, zwei Tage später checkt sie im "Stay on Main" ein. Bis zum 31. Januar will die Kanadierin bleiben. Doch dann geht irgendetwas schief.

An diesem Tag warten ihre Eltern vergeblich auf eine Nachricht von ihrer Tochter. Die Sorge bei ihnen wächst, sie schalten die Polizei ein und fliegen selbst nach Los Angeles. Elisa meldet sich nicht. Die Eltern wollen bei der Suche nach ihr helfen. Die Polizei setzt Spürhunde ein, befragt Hotelgäste und -mitarbeiter, verteilt Fahndungszettel. Doch Elisa L. bleibt vermisst.

Rund zwei Wochen nach dem Verschwinden veröffentlichen die Ermittler das Video einer Überwachungskamera aus einem der Fahrstühle des "Stay on Main", so berichtet es das US-amerikanische Crime-Magazin "The Line Up". Es sind die letzten bekannten Bilder von Elisa L. und sie wirken verstörend:

Die Studentin trägt eine rote Jacke, ein graues T-Shirt, einen dunklen Rock. Sie betritt den Fahrstuhl des Hotels, drückt zahlreiche Knöpfe, doch der Aufzug fährt nicht los. Die junge Frau scheint sich zu verstecken, sie steht in der Tür, tritt hinaus auf den Flur, geht wieder zurück in den Fahrstuhl. Sie gestikuliert mit den Armen, stützt sich an der Wand ab, drückt wieder Knöpfe, geht wieder hinaus, gestikuliert wieder mit den Armen. Das Ganze geht rund zweieinhalb Minuten, dann verschwindet L. im Flur des Hotels.

Das Video macht die Runde im Internet. Fragen werden gestellt: War die Studentin auf Drogen? Hatte sie psychische Probleme? War sie gar besessen? Versteckte sie sich? Wenn ja, vor wem? Oder ist an dem Video manipuliert worden? Auf all die Fragen gibt es bis heute keine Antwort. Elisa L. bleibt auch nach der Veröffentlichung des Videos vorerst vermisst, die Ermittlungen gehen nicht voran. Bis zum Morgen des 19. Februars.

Im "Stay on Main" läuft der Hotelbetrieb bis zu diesem Dienstag ganz normal weiter, Gäste checken ein und aus. Und sie beschweren sich: Der Wasserdruck ist zu niedrig, das Wasser kommt braun oder schwarz verfärbt aus dem Hahn und es hat einen süßlichen Beigeschmack.

Die Hotelverwaltung reagiert und schickt den Mitarbeiter Santiago Lopez los, er soll dem Wasserproblem auf den Grund gehen. Dazu muss er auf das Dach des Hotelgebäudes steigen. Vier große Tanks stehen dort, die das Hotel mit Wasser versorgen. Lopez braucht Leitern um hineinzusehen, bei einem Tank steht die Luke offen. Was er in diesem Tank sieht, schockiert ihn: Im Wasser treibt der nackte Körper einer jungen Frau, das Gesicht nach oben. Um sie herum: eine rote Jacke, ein graues T-Shirt und ein dunkler Rock. Die Frau ist tot. Es ist Elisa L.

Das Hotel alarmiert Polizei und Feuerwehr, der Leichnam wird untersucht. Bei der Obduktion ergeben sich keinerlei Hinweise auf einen Angriff oder ein Sexualdelikt, ein Mord war es also nicht. Auch Drogen- oder Alkoholmissbrauch schließen Ermittler aus.

Die Ermittlungen beginnen. Wie ist die junge Frau in den Wassertank auf dem Dach des Hotels gelangt? Der Hotelangestellte Santiago Lopez sagt bei der Polizei aus, dass das Dach alarmgesichert sei. Nur das Hotelpersonal könne mit einem Schlüssel den Alarm abstellen. Und wie hätte die 21-Jährige in den Tank klettern können, ohne Leiter. Wie hätte die schmächtige Frau den schweren Deckel bewegen können? Und wie kann eine erwachsene Frau in dem verhältnismäßig niedrigem Wasser überhaupt ertrinken? Für die Ermittler bleibt der Weg der Studentin auf das Dach und in den Wassertank ein Rätsel. Eines von vielen.

Plante die Studentin eine Suizid? Sie litt an einer bipolaren Störung und eine Depression war diagnostiziert worden. Aber Hinweise, dass sie sich das Leben nehmen wollte, gab es nicht. Auch die Autopsie bringt die Ermittler bei dieser Frage nicht weiter. Und selbst wenn: Die Ungereimtheiten zum Weg der Studentin auf das Dach bleiben.

Mord scheint es also nicht gewesen zu sein, Selbstmord aber auch nicht. Die Polizei und die Eltern sprechen immer weniger oder gar nicht mehr mit der Presse. Das Informationsvakuum füllen Verschwörungstheorien aus, die im Internet ins Kraut schießen - befeuert durch das seltsame Video aus dem Fahrstuhl. Ohne diese Aufzeichnung und die Geschichte des Hotels hätte der Fall wohl nie diese Aufmerksamkeit bekommen.

Die Studentin hat einen Blog über ihre Reise geschrieben – er ist noch nach ihrem Tod fortgeführt worden. Eine Spur? Nein, L. soll den Post zur automatischen Veröffentlichung programmiert haben, berichtet der Journalist Josh Dean nach seinen Recherchen. Ansonsten keine Auffälligkeiten auf der Internetseite.

Es bleiben aber viele offene Fragen: Hat sich die Studentin im Fahrstuhl versteckt, und wenn ja, vor wem? Wurde bei der Obduktion geschlampt? Wieso wurde vor dem Verschwinden in der Umgebung des Hotels ein Tuberkolose-Testprogramm aufgelegt, das den Namen der Studentin trägt? "L.-ELISA". Offenbar reiner Zufall: Der Name soll eine gängige Abkürzung für diesen Test sein. Und überhaupt, was sollte der Test mit dem Tod der Studentin zu tun haben? Und hätte Elisa L. nicht auch über die Feuerleiter auf das Dach gelangen können? Aber wie sollte ein möglicher Mörder die Leiter an der Außenwand mit einer Leiche besteigen? Antworten auf all diese Fragen gibt es wohl nicht.

Ein populärer Erklärungsversuch ist und bleibt die Mord-Theorie, so Journalist Dean. Eine junge Frau reist alleine, verschwindet in einem zwielichtigen Hotel und wird später tot in einem Wassertank auf dem Dach gefunden. Es klingt wie ein Krimi-Drehbuch. Ist L. in der etwas schäbigen Umgebung des Hotels einem Mörder in die Hände gefallen? Es gibt keinen Verdächtigen, aber auch eine andere schlüssige Erklärung für den Tod von Elisa L. gibt es bis heute nicht.

Die Polizei hat die Akte im Juni 2013 geschlossen: Eine junge Frau auf Reisen kämpft mit psychischen Problemen und erlebt im Hotelfahrstuhl eine Psychose. Sie gelangt irgendwie aufs Dach des früheren "Cecil"-Hotels, klettert mit einer Leiter auf den Tank, öffnet ihn und geht ins Wasser. Aus dem Tank kommt sie nicht mehr heraus, gerät vielleicht in Panik, sie ertrinkt.

Die Ermittler gehen von einem Unfall aus, von tragischem Ertrinken. Bei allen unlogischen Erklärungen vielleicht die logischste - mit bitterem Beigeschmack.

Quelle: https://www.stern.de/